Musikalische Dokumentation

Armin Kaufmann

Konzert-Ausstellung

Wien 1992, 44 S., Ill., Notenbeisp.

 

 

Inhalt:

Seite:

   

Programmfolge des Konzertabends

5

Selbstdarstellung aus einem Interview (1967)

7

Zeitgenossen über Armin Kaufmann

8

Christian Heindl: Armin Kaufmann oder (in) mein Weg zur Musik unserer Zeit

15

Armin Kaufmann – Werkverzeichnis

18

Literatur von und über Armin Kaufmann

32

Werke von Armin Kaufmann auf Schallplatten

34

Die Ausstellung [Bearbeitung Liselotte Theiner]

36

 

Selbstdarstellung:

W: Wie sehen Sie die Situation der zeitgenössischen österreichischen Musik?
K: ... Ja also, um es gleich vorwegzunehmen, ich sehe die Situation aus verschiedenen Gründen durchaus positiv.
Nach dem 2. Weltkrieg hat ein großer Teil der Musikschaffenden einmal ordentlich auf die Pauke gehaut . . . das alte Musikmobiliar ist zertrümmert worden . . . neue Systeme wurden aufgestellt . . . eins überholte das andere . . . und kämpfte um seine Vorherrschaft.
Forscht man aber nach den tieferen Ursachen dieses „Kunstradaus“, dann wird einem bald klar, daß dieser Drang zur Revolutionierung in der Kunst hauptsächlich in den zwei furchtbaren Weltkriegen zu suchen ist. Und in einem, na ja, für meine Begriffe, im, in dem epochalsten Ereignis in der gesal.11ten Geschichte der Menschheit überhaupt, nämlich in der Entdeckung der Kernspaltung, in der Entdeckung der Atomkraft. Solche Geschehnisse gehen an der Menschheit nicht spurlos vorbei und schon gar nicht an den Kunstschaffenden, deren Nervensystem unter normalen Umständen schon meistens etwas überspannt ist. Die Phantasie der Schaffenden ist derart überhitzt worden, daß die meisten von ihnen am liebsten gleich aus ihrer Haut und auf den Mond gefahren wären!
Na also, um keine Mißverständnisse aufkommen zu lassen - wie immer die Entwicklung der Musik im allgemeinen und die der österreichischen im besonderen auch verlaufen mag, - ich stehe, wie gesagt, all dem positiv gegenüber und freue mich, daß die Entwicklung überhaupt noch weitergeht. Denn das ist immerhin ein Zeichen dafür, daß noch Energiereserven vorhanden sind und zur Entfaltung kommen werden, und ich bin sicher, daß wir in unserem geliebten Heimatland Österreich auch wieder auf musikalische Goldadern stoßen werden!
W: Können Sie uns etwas erzählen, wie bei Ihnen ein Werk entsteht?
K: Ja ich will versuchen, Ihnen das kurz zu schildern. Ein äußerer Anlaß ist meistens gegeben, da kommt ein Instrumentalist, ein Dirigent oder eine offizielle Stelle, die mich ersucht, etwas für sie zu schreiben, oder ich bekomme einen Auftrag hiezu. Meist fallen mir dann ganz brauchbare Themen ein - und wenn nicht, dann greif ich eben in den vollen Topf meiner Skizzenbücher.
Da ist allerlei drin, an dem ich mich wie Phosphor an der Luft entzünde. Die Themen werden dann noch so lang bearbeitet und geknetet, gefeilt und auf ihre eventuelle kontrapunktischen Verarbeitungsmöglichkeiten geprüft, bis mir die Materie keinen Widerstand mehr leistet.
Was jetzt kommt, ist vielleicht ganz interessant und erwähnenswert: Ich mach mir immer einen Formplan, der wird graphisch, manchmal auch färbig aufgezeichnet, weil ich sowohl von Einzeltönen als auch von ganzen Akkorden intensive Farbvorstellungen habe. Ist dieser Plan dann fertig, schreibe ich das Stück oder den Satz meist in einem Zug nieder. Ein schneller Arbeiter bin ich trotzdem nicht und folglich auch kein Vielschreiber, wenn sich auch meine Musik oft so anhört, als hätte ich sie leicht und unbeschwert zu Papier gebracht. Zuletzt werden dann noch die Relationen der einzelnen Teile zueinander abgewogen, und - wo notwendig - wird das große Schneidmesser rücksichtslos angesetzt, denn nichts ist mir so zuwider wie zu lange oder langatmige Musik. Ich glaube, in großen Zügen ist das alles!"
Mein Gott und Vorbild, so schrieb ich ferner, ist Haydn, Johann Strauß oder Mozart, bei denen die oft bei anderen ärmlichen Zwischensätzchen und Nachspiele wiederum köstlichen Einfällen entspringen.