Selbstdarstellung:
W: Wie sehen Sie die Situation der zeitgenössischen österreichischen
Musik?
K: ... Ja also, um es gleich vorwegzunehmen, ich sehe die Situation aus
verschiedenen Gründen durchaus positiv.
Nach dem 2. Weltkrieg hat ein großer Teil der Musikschaffenden einmal
ordentlich auf die Pauke gehaut . . . das alte Musikmobiliar ist
zertrümmert worden . . . neue Systeme wurden aufgestellt . . . eins
überholte das andere . . . und kämpfte um seine Vorherrschaft.
Forscht man aber nach den tieferen Ursachen dieses „Kunstradaus“, dann
wird einem bald klar, daß dieser Drang zur Revolutionierung in der Kunst
hauptsächlich in den zwei furchtbaren Weltkriegen zu suchen ist. Und in
einem, na ja, für meine Begriffe, im, in dem epochalsten Ereignis in der
gesal.11ten Geschichte der Menschheit überhaupt, nämlich in der
Entdeckung der Kernspaltung, in der Entdeckung der Atomkraft. Solche
Geschehnisse gehen an der Menschheit nicht spurlos vorbei und schon gar
nicht an den Kunstschaffenden, deren Nervensystem unter normalen
Umständen schon meistens etwas überspannt ist. Die Phantasie der
Schaffenden ist derart überhitzt worden, daß die meisten von ihnen am
liebsten gleich aus ihrer Haut und auf den Mond gefahren wären!
Na also, um keine Mißverständnisse aufkommen zu lassen - wie immer die
Entwicklung der Musik im allgemeinen und die der österreichischen im
besonderen auch verlaufen mag, - ich stehe, wie gesagt, all dem positiv
gegenüber und freue mich, daß die Entwicklung überhaupt noch weitergeht.
Denn das ist immerhin ein Zeichen dafür, daß noch Energiereserven
vorhanden sind und zur Entfaltung kommen werden, und ich bin sicher, daß
wir in unserem geliebten Heimatland Österreich auch wieder auf
musikalische Goldadern stoßen werden!
W: Können Sie uns etwas erzählen, wie bei Ihnen ein Werk entsteht?
K: Ja ich will versuchen, Ihnen das kurz zu schildern. Ein äußerer Anlaß
ist meistens gegeben, da kommt ein Instrumentalist, ein Dirigent oder
eine offizielle Stelle, die mich ersucht, etwas für sie zu schreiben,
oder ich bekomme einen Auftrag hiezu. Meist fallen mir dann ganz
brauchbare Themen ein - und wenn nicht, dann greif ich eben in den
vollen Topf meiner Skizzenbücher.
Da ist allerlei drin, an dem ich mich wie Phosphor an der Luft entzünde.
Die Themen werden dann noch so lang bearbeitet und geknetet, gefeilt und
auf ihre eventuelle kontrapunktischen Verarbeitungsmöglichkeiten
geprüft, bis mir die Materie keinen Widerstand mehr leistet.
Was jetzt kommt, ist vielleicht ganz interessant und erwähnenswert: Ich
mach mir immer einen Formplan, der wird graphisch, manchmal auch färbig
aufgezeichnet, weil ich sowohl von Einzeltönen als auch von ganzen
Akkorden intensive Farbvorstellungen habe. Ist dieser Plan dann fertig,
schreibe ich das Stück oder den Satz meist in einem Zug nieder. Ein
schneller Arbeiter bin ich trotzdem nicht und folglich auch kein
Vielschreiber, wenn sich auch meine Musik oft so anhört, als hätte ich
sie leicht und unbeschwert zu Papier gebracht. Zuletzt werden dann noch
die Relationen der einzelnen Teile zueinander abgewogen, und - wo
notwendig - wird das große Schneidmesser rücksichtslos angesetzt, denn
nichts ist mir so zuwider wie zu lange oder langatmige Musik. Ich
glaube, in großen Zügen ist das alles!"
Mein Gott und Vorbild, so schrieb ich ferner, ist Haydn, Johann Strauß
oder Mozart, bei denen die oft bei anderen ärmlichen Zwischensätzchen
und Nachspiele wiederum köstlichen Einfällen entspringen. |